Teilhabe über den Unterricht hinaus

Lübeck, 19.06.2025

Die „Initiative Inklusion“ hat anlässlich der gemeinsamen Sitzung des Ausschusses für Schule und Sport und des Jugendhilfeausschusses zum Thema Inklusion eine Mitteilung verfasst unter dem Titel „Inklusion leben: Kinder mit Behinderungen brauchen verlässliche schulische Nachmittagsbetreuung sowie Teilhabe in den Ferien und in der Freizeit – wie jedes andere Kind auch“.

Anlässlich der gemeinsamen Sitzung des Ausschusses für Schule und Sport und des Jugendhilfeausschusses an diesem Donnerstag richtet die Initiative Inklusion Lübeck den Blick auf ein zentrales Thema: die gleichberechtigte Teilhabe von Kindern mit Behinderungen – über den Unterricht hinaus. Es geht um inklusive Nachmittagsbetreuung, um die Teilnahme an der Ferienbetreuung und um Freizeitangebote, die nicht länger exklusiv bleiben dürfen.

Inklusive Nachmittagsbetreuung: ein Kraftakt statt Selbstverständlichkeit
Während andere Familien ein Formular ausfüllen und ihr Kind unkompliziert zur schulischen
Nachmittagsbetreuung schicken, durchlaufen Familien mit Kindern mit Unterstützungsbedarf einen aufwendigen, oft monatelangen Antragsprozess. Selbst wenn eine Genehmigung erfolgt, bleibt die Suche nach einer geeigneten Schulbegleitung häufig an den Eltern hängen. Nicht selten führt das zu beruflichen Einschränkungen bis hin zur Aufgabe des Arbeitsplatzes.

Unsichtbar in der Statistik – ausgeschlossen in der Realität
Die Initiative Inklusion begrüßt, dass der Bereich Familienhilfen der Verwaltung angekündigt hat, gemeinsam mit den Trägern nach Lösungen für Personalausfälle bei Schulbegleitungen zu suchen. Bisher ist es nämlich so: Wenn Kinder wegen einer fehlenden Schulbegleitung nicht zur Schule oder in die Nachmittagsbetreuung gehen können, wird das nirgends dokumentiert. „Diese Kinder tauchen in keiner Statistik auf. Sie sind offiziell unsichtbar – und dadurch strukturell ausgeschlossen“, sagt Mandy Schellbach, eine Sprecherin der Initiative.

Ferienbetreuung: Wenn Inklusion an der Systemgrenze scheitert
Im Schulbetrieb sowie in der Nachmittagsbetreuung wird die Schulbegleitung als einkommensunabhängige Bildungsleistung anerkannt – in den Ferien hingegen zählt sie als einkommensabhängige Leistung der sozialen Teilhabe. Die Folge: Viele Kinder mit Behinderungen erhalten keine Schulbegleitung für die Ferienbetreuung und dürfen nicht daran teilnehmen. „Es kann nicht sein, dass genau die Kinder, die auf Struktur und soziale Bindung besonders angewiesen sind, in den Ferien auf sich allein gestellt sind“, berichtet Mascha Benecke-Benbouabdellah, ebenfalls Mitglied der Initiative Inklusion.

Positiv hebt die Initiative das Engagement des Lübecker Jugendrings hervor: Auch in diesem Jahr werden die Kosten für eine Assistenzperson im Rahmen des Ferienpasses vom Lübecker Jugendring mit bis zu 15,00 Euro pro Stunde übernommen. Alternativ unterstützt Mixed Pickles e.V. bei der Bereitstellung erfahrener und freundlicher Assistenzpersonen – unkompliziert, niedrigschwellig und ohne Antragshürden. „Das ist gelebte Inklusion – ein echtes Vorbild“, betont die Initiative.

Freizeitangebote: Ohne Assistenz keine Teilhabe
Auch im Bereich Freizeit und Vereine zeigt sich ein strukturelles Defizit. Viele Kinder können ohne individuelle Begleitung weder losgehen noch vor Ort sicher teilnehmen. „Freizeit darf kein Privileg für mobile Kinder sein“, sagt Mandy Schellbach.

Die Initiative fordert daher:
- die Einrichtung eines niedrigschwelligen kommunalen Fördermodells für Freizeitassistenz,
- eine zentrale Anlaufstelle zur Beratung und Koordination sowie
- den Aufbau eines inklusiven Freizeitnetzwerks.

Fazit: Inklusion braucht Struktur – nicht nur guten Willen
Die Initiative ruft Politik und Verwaltung dazu auf, mutige und verbindliche Schritte zu gehen – für eine Stadt, in der Kinder mit Behinderungen ganz selbstverständlich überall teilnehmen können, so wie alle anderen Kinder auch.

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